Dietlind Konold

Bühnenbild | Kostüme

Eurydice. Die Liebenden, blind

Bühne, Kostüme

2025: Neue Oper Wien

Die Regie arbeitet präzise in diesem surrealen Setting. Die tendenziell elegisch-abstrakte Musik und eine poetisch-vieldeutig geprägte Sprache versprühen den Charme des Uneindeutigen. […] So bleibt es optisch bei der erwähnten Schiebewand, einem angedeuteten Schiffsbauch und schließlich dem mit einer Goldwand verzierten Reich von Pluton (Ausstattung: Dietlind Konold), jenem Reich, in dem Orphée zunächst Proserpine (Lena Belkina) trifft, die wie eine Renaissancekönigin erscheint. Plutons Gattin tanzt mit Orphée, Pluton mit Eurydice, die sich erst langsam an Orphée erinnert. Es hilft nichts. Es gibt kein Entrinnen aus der dunklen Seite. Auch die Musik erzählt es elegant melancholisch in einer Mischung aus postromantischer Zugänglichkeit und Moderne.

[…] Herrlich uneindeutig, sich ständig selbst relativierend, öffnet sich eine heutige Gedankenwelt mit einer Vielzahl von Themen, die uns allen vertraut sind. Die Suche nach Anerkennung, Eifersucht, Enttäuschung, Unsicherheit.
[…] Zunächst spielt sich alles vor sieben weißen Milchglastafeln ab. Zur Seite geschoben, machen sie Platz für einen dahinter liegenden Wohnraum. Und schließlich die gülden funkelnde Unterwelt. Dietlind Konold zeichnete neben der Bühne auch für die Kostüme verantwortlich. Besonders jene für das Madrigal-Ensemble des Wiener Kammerchors sind eine Augenweide: poetische Figuren in Schwarz und Weiß. Ein bisschen Pierrot und Weißclown, gemischt mit Viscontis Tadzio aus der „Tod in Venedig“-Verfilmung. Prachtvoll die Robe der Proserpina (Lena Belkina), einer Königin würdig. Sie wurde einst von Pluton, ihrem jetzigen Mann, entführt. […]

[…] Plutons unzufriedene Gattin Proserpine […] bildet als Königin, die sich nach der Welt der Lebenden sehnt, gleichsam das Spiegelbild zu Eurydice. […] Körperlich präsent ist sie in der Wiener Inszenierung bereits im ersten von drei Akten, wenn sie in monströsem Kleid gleichsam als Todesahnung zu unruhigen, unheimlichen, tiefen Streichern an der Sterbenden vorbeischreitet.
Acht „Madrigalsänger“ des Wiener Kammerchores bereiten Eurydice einen schrägen Begrüßungsempfang. Für ihre in Schwarz und Weiß gehaltenen Kostüme hat sich Trojahns Ehefrau Dietlind Konold, die auch ein schlichtes Bühnenbild mit Schiebetüren entworfen hat, bei der Figur des Pierrot und weiteren Repräsentanten der französischen Kunst-, Mode- und Politikgeschichte inspirieren lassen. Im letzten Akt ist Eurydice eine von ihnen, ein Geist, der sich als Geliebte Plutons nun
endlich als Königin fühlen kann. […]