Dietlind Konold

Bühnenbild | Kostüme

Orpheus in der Unterwelt

Bühne, Kostüme

2023: Stadttheater Bremerhaven

…Wenn es dann noch einer Regisseurin vom Rang der 56-jährigen Isabel Hindersin gelingt, uneitel und modern für jedermann im Auditorium, ob jung oder alt, ein so schwieriges Stück wie den O!enbach’schen »Orpheus« ohne Durchhänger zu inszenieren, muss das in Standing Ovations enden. (…) Im „Himmel“ des zweiten Bildes beginnen die aktuellen Anspielungen, die für das Gelingen einer jeden Aufführung dieser inhaltlich in die Jahre gekommenen Parodie und gesellschaftskritischen Parabel heute wichtig sind, wie hier mit dem schiefen Leuchtturm auf der erst im vergangenen Jahr spektakulär abgesackten Hafenmole der Stadt, was für so viel medialen Hohn und Spott gesorgt hatte (…) Das hier mehrstöckige Gebäude beherbergt hinter den beleuchteten Fenstern die amourösen Göttergestalten. (… sie) füllen die tollen Operettenkostüme (Dietlind Konold) nicht nur, sondern singen die eigenen Charaktere geradewegs heraus (…) Die große Torte in Plutos Heim auf dem Tisch, auf dem Styx und Eurydice philosophierend sitzen oder Jupiter sich ihr als Fliege nähert, hat die Form der geretteten Leuchtturmkuppel. Die stand nämlich unter Denkmalschutz.

…scharfsinnig, gnadenlos, ausgelassen und witzig hielt er [Offenbach] der Gesellschaft des zweiten Kaiserreiches (Napoleon III.) den Spiegel vor. In Bremerhaven gelang das jetzt der Regisseurin Isabel Hindersin, die alle Voraussetzungen für eine einfallsreiche Umsetzung für Offenbachs Frechheiten mitbringt: sie ist Sängerin, Schauspielerin im Theater, Film und Fernsehen, Regisseurin und Professorin für szenischen Unterricht an der UdK Berlin. Sie zauberte mit einem permanent lustvoll wirbelnden Ensemble eine kluge und kurzweilige Unterhaltung. (…)

Und auch in der Gestaltung der Schlussgesellschaft mit dem weltberühmten CanCan lassen die Regisseurin und die Bühnen- und Kostümbilderin Dietlind Konold ihren Ideen für eine durchgeknallte „queer“-Party mit viel Lack und Leder freien tobenden Lauf.

…ein höllisches Vergnügen.
Nun wissen wir, er den Bremerhavener Molenturm in schieflage gebracht hat: Es war der teufliche Pluto. Diese Erkenntnis verdanken wir der rundum gelungenen Inszenierung von Jacques Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt“ durch Isabel Hindersin in der Austattung von Dietlind Konold.
(…)
Auch dem Auge wird viel geboten: Die Öffentliche Meinung schwebt aus schwindelerregenden Höhen herab, Jupiter und Pluto liefern sich einen Fechtkampf mit bunten Leuchtstäben, sechs Tänzerinnen sorgen für hübsche Balletteinlagen, die Bühne wird in viele Lichtstimmungen getaucht und bei den bunten, oft knalligen Kostümen (auch von Dietlind Konold) sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Allein wie Jupiter in eine Fliege verwandelt wird, ist sehenswert. …

Nun weiß man’s endlich: Göttliche Mächte waren es, die den Bremerhavener Molenturm im August kippen ließen. Das nahgelegene Stadttheater enthüllt die Wahrheit in Jacques Offenbachs Opéra-bouffon „Orpheus in der Unterwelt“. Hier lässt Höllenherrscher Pluto den fernen Turm einknicken, als er die schöne Eurydike aus der öden Ehe mit Stargeiger Orpheus ins Totenreich entführt. Später ist der schräge Bau samt Notbrücke im Bühnenbild von Ausstatterin Dietlind Konold noch präsenter: Göttervater Jupiter thront oben drin, während unten Frau Venus und Herzensdieb Cupido durchs Fenster steigen (…) Ständig saust jemand durchs Parkett oder ums Orchester, Morgenröcke öffnen sich, Teufelsrot und Göttergold funkeln.